"Unternehmen verstehen unter freiem Wettbewerb die Freiheit, den Wettbewerb durch Erlangung einer marktbeherrschenden Stellung zu eliminieren."

© HANDELSZEITUNG 12.05.2010

Fünf Kapazitäten aus der Werbe- und Unternehmensbranche debattierten in Zürich über Wachstum und Werte in einer vom Markt geprägten Gegenwart.

Mit der Werberin Regula Fecker, der Autorin Liliane Lerch, dem Wirtschaftsprofessor Mathias Binswanger, dem Chief Risk Officer der Zurich Financial Services Group, Axel P. Lehmann, und dem Alternativbankier Sven Thali konnte die Account Planning Group Switzerland (APGS) Fachleute für eine Podiumsdiskussion im «Park Hyatt» verpflichten, die zur Avantgarde der Werbe- und Geschäftswelt zählen. Zur Debatte stand ein Thema, das angesichts der ruinösen Marktentwicklungen der Gegenwart an Brisanz kaum zu überbieten ist: Wachstum, Werte, Werbung Markenstrategien zwischen Erfolgsdruck und Nachhaltigkeit. Aber obwohl sich Moderator Martin Spieler bemühte, die an sich konträren Denker zum Widerspruch zu bewegen, blieb ein eigentlicher Schlagabtausch aus. Der These, wonach Wachstum per se schädlich sei, begegnete Binswanger mit ökonomischem Pragmatismus: «Wenn es kein minimales Wachstum gibt, können Unternehmen keine Gewinne erzielen.» Thali gab zu bedenken, dass Wachstum nicht nur ein materielles, sondern auch ein persönliches Wachstum meine, «ein Wachstum von innen heraus». Die Gefahr, dass Unternehmen die als neu gepriesenen Werte vortäuschen und zur Gewinnmaximierung missbrauchen könnten, stellte Fecker in Abrede: Nachhaltigen Erfolg habe nur, wer authentisch sei. Pascal Schaub, Vorstandsmitglied der APGS, bewies den 35 Gästen im «Hyatt» allerdings, dass sich Gewissenlosigkeit nach wie vor auszahlt: Anhand des Nike-Werbespots über den notorischen Fremdgänger Tiger Woods - gelernt hat er nichts, cool ist er nach wie vor - konnte er aufzeigen, dass Werte relativ sind und dass sich sogar mit negativ besetzten Werten Kasse machen lässt.