"Unternehmen verstehen unter freiem Wettbewerb die Freiheit, den Wettbewerb durch Erlangung einer marktbeherrschenden Stellung zu eliminieren."

© BILANZ 11/12 12.06.2012

Wie wild kauft China im Ausland Firmen zusammen – und sichert sich damit dringend benötigte Energie- und Rohstoffvorkommen.

Dass die Chinesen immer mehr Güter exportieren und inzwischen zum weltweit grössten Exporteur aufgestiegen sind, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass China zunehmend auch zu einem der weltweit grössten ­internationalen Investoren wird. Im vergangenen Jahr war China mit rund 70 Milliarden Dollar bereits der fünftgrösste Auslandsinvestor, gemessen an den ­Direktinvestitionen. Diese Zahl ist deshalb erstaunlich, weil die chinesischen Direktinvestitionen mit fünf Milliarden noch relativ unbedeutend waren. In den letzten Jahren ging dann allerdings die Post ab, und die Chinesen scheinen plötzlich überall zu sein. Aus diesem Grund taucht immer häufiger die Frage auf, ob China nun auch zum weltweit grössten Investor wird und was dies für die globale Wirtschaft bedeutet.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der in den Medien immer wieder erwähnte, im Jahr 2007 vom Finanzministerium gegründete chinesische Staatsfonds China Investment Corporation (CIC). Seit 2009 mischt dieser Fonds bei den chinesischen Auslands­investitionen ganz vorne mit. Im Vordergrund standen dabei Investitionsvorhaben, die mit mineralischen Rohstoffen, erneuerbaren Energien, Kohle, Gas oder Öl zu tun hatten. Zielländer der Investitionen waren unter anderem Kanada, Indonesien, Russland und Kasachstan. Auch die grösste Inves­tition des Jahres 2011 ging auf das Konto des CIC und passt bestens in das Bild der bisherigen Aktivitäten. Der chinesische Staatsfonds erwarb zu einem Preis von 3,2 Milliarden Dollar 30 Prozent der Aktien des französischen Erdöl- und Erdgasgiganten GDF Suez E&P und erweiterte damit ­seinen Einfluss bei diesen Energieträgern.

Einen noch viel grösseren Coup landete bereits zwei Jahre früher eine andere staatliche Institution, der Konzern Sinopec (China Petrochemical Cooperation), bei uns in der Schweiz. Damals erwarb Sinopec, von der ­Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, die hierzulande ansässige Ölfirma Addax Petroleum für 7,8 Milliarden Franken. Dieses Unternehmen, das unter anderem grosse Ölfelder in Nigeria und im Irak besitzt, wurde 1987 vom Schweizer Jean Claude Gandur in Genf gegründet und entwickelte sich in der Folge zu einem der grossen Player bei der Erdölförderung. Kein Wunder, dass Sinopec Interesse zeigte und Addax Petroleum im Jahr 2009 zu 100 Prozent übernahm. Die zusätzlichen Ölfelder von Addax Petroleum ergänzten die sich bereits im Besitz von Sinopec befindenden Vorkommen in Kanada, Algerien, Sudan, Äthiopien, Gabun, Kongo-Brazzaville und ­Angola nämlich hervorragend. Und Jean Claude Gandur wurde durch den Verkauf zum Milliardär, da er selbst über 30 Prozent der Aktien von Addax gehalten hatte.

Investitionsvorhaben wie der Kauf von Addax Petroleum werden oft mit Argwohn betrachtet. Man vermutet in solchen Fällen, dass sie vor allem den Interessen des chinesischen Staates dienen, der den zukünftigen ­Energie- und Rohstoffhunger Chinas absichern soll. Tatsächlich sind ­solche Überlegungen nicht von der Hand zu weisen. Betrachten wir die ­chinesischen Auslandsinvestitionen ausserhalb von Asien und Europa, dann handelt es sich dabei fast ausschliesslich um Investitionen im Energie- und Rohstoffbereich. So haben sich die Chinesen innerhalb weniger Jahre strategisch wichtige Vorkommen gesichert und werden bei Fragen der zukünftigen Energieversorgung ein gewichtiges Wort mitreden.